Metal Crash Radio

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Damn Your Eyes – Interview

Band: Damn Your Eyes
Interview partner: Artie Alexander & Gabby Abularach
Interview by PepSi (Jürgen Lang – Metal Crash Radio)

Der Gründer von Damn Your Eyes, Artie Alexander, und Gabby Abularach (ex-Voodoocult) geben einen Blick hinter die Kulissen und sprechen über ihr neues Musikvideo „Lock And Load“, das am 2. November 2020 veröffentlicht wird. (Unterhalb des Videolinks mit dem Interview findet ihr die deutsche Übersetzung.)
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Founder of Damn Your Eyes, Artie Alexander, and Gabby Abularach (ex-Voodoocult) are giving a look behind the scenes and are talking about their new music video „Lock And Load“, which will be released on 2 November 2020.

The full interview in English is available via the YouTube link here, in German it’s written below!!!

MCR:
Hallo da draußen, Fans und Supporter von METAL CRASH RADIO, Juergen hier. Ich habe heute die Ehre und das Vergnügen mit „Artie“ und „Gabby“ von der Band DAMN YOUR EYES zu sprechen. Hallo Jungs…

Artie, Gabby:
Hey Juergen…, Hi…

MCR:
Zunächst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Gespräch genommen habt. Es dürfte bei euch jetzt so um die Mittagszeit sein…

Artie:
Das kommt hin…danke, dass du dich bei uns gemeldet hast…

MCR:
Bei mir hier ist früher Abend, alles gut, kein Problem…DAMN YOUR EYES ist eine Band aus New York City. Ich weiß nicht, wie groß eure „Fanbase“ in Europa bzw. Deutschland ist und würde euch bitten uns die Band etwas näher vorzustellen – Bandhistorie, Gründung …

Artie:
Hallo, ich bin Artie Alexander. Ich habe die Band 2015 gegründet und zunächst eine ganze Weile, um nicht zu sagen „ein paar Jährchen“, an unseren Songs gearbeitet. Auch deshalb, weil es einige Zeit gedauert hat, das passende Lineup zu finden. Angefangen hat es mit Jamie Baldassano, Schlagzeuger aus der New Yorker Gegend und Metal-Szene. Wir suchten zuerst einmal nach dem richtigen Sänger. Uns beiden war ein Typ namens Kenny Vincent jr. von der Band BONESMITH bekannt, mittlerweile Sänger bei uns. Es war einige Jahre her, dass er BONESMITH verlassen hatte und nach Arizona gegangen war. Als ich davon hörte, dass er wieder nach NYC zurückkehrt versuchte ich mit ihm Kontakt aufzunehmen. Ich schickte ihm eine Nachricht, es hat aber dann doch noch über ein Jahr gedauert, bis er sich meldete. Nach seiner Rückkehr stieg er direkt bei uns ein. Bassist Oddie McLaughlin und ich sind hier in New York in Valley Stream miteinander aufgewachsen. Er spielte bei BLACK WATER RISING, war daran interessiert bei uns mitzumachen, wollte jedoch abwarten, bis die Band komplett und bereit war, loszulegen. Er schloss sich uns gleich, nachdem Oddie und Kenny an Bord waren, an, das war 2017. Wir hatten ein paar Probleme mit Jamie, waren nicht wirklich „auf einer Linie“ und haben uns letztendlich von ihm getrennt. Nach seinem Weggang gaben sich eine ganze Weile verschiedene Session-Drummer „die Klinke in die Hand“. 2018 haben wir dann unsere erste EP (DAMN YOUR EYES, Anm. d. Red.) und 2019 unser erstes Album KILL THE OUTSIDE veröffentlicht. Für den vakanten „Hocker“ hinterm Schlagzeug versuchten wir jemanden mit der richtigen Mischung aus Persönlichkeit und Talent zu finden. Wir wollten unseren Stil weiterentwickeln, mehr „Kick-Drums“, mehr Metal-Style. Als dann die Geschichte mit COVID losging habe ich einige Drummer aus NYC und Umgebung kontaktiert. Darren (Markoff, Anm. d. Red.) hat mir geantwortet und passte auf Anhieb perfekt zu uns. So kam Darren Markoff, unser jetziger Schlagzeuger, in die Band. Mit Gabby (Gabriel „Gabby“ Abularach, Anm. d. Red.) hatte ich zuvor schon etwa 2 Jahre lang bei einer anderen Formation, mit der wir auch gemeinsam auf Tour waren, zusammengespielt. Als ich erfahren habe, dass er die Band verlässt, haben wir miteinander gesprochen und er war sofort dabei. Ich habe die Zusammenarbeit mit Gabby immer vermisst und bin sehr glücklich darüber, dass wir wieder ein Team sind. Wir harmonieren hervorragend, verstehen uns prächtig, pushen uns gegenseitig und ergänzen uns perfekt…die optimale Mischung. Nachdem das alles in „trockenen Tüchern war“, konnten wir endlich im Proberaum loslegen. Da natürlich wegen COVID alles geschlossen war schickte ich Gabby und den anderen Jungs was ich hatte, Darren machte es genauso und so konnte sich zumindest jeder mit dem Material vertraut machen. Sobald wir alle „auf Stand“ waren, haben wir damit angefangen, an neuen Songs zu arbeiten. Wir waren bereit, mit Gabby an Bord, durchzustarten. Wir kommen gut voran und funktionieren als Band immer besser. Momentan arbeiten wir verstärkt an der Feinabstimmung der Gitarrenharmonien – es passt.

MCR:
Das hört sich ja sehr vielversprechend an… ihr seid eine 5-köpfige Truppe und ich denke es ist grundsätzlich wichtig, dass die Chemie stimmt. Leider ist es wegen COVID aktuell nicht möglich auf Tour zu gehen und momentan weiß niemand, wann das wieder möglich sein wird, aber das ist eine andere Geschichte. Du hast erwähnt, dass ihr ein paar Songs fertig habt, heißt das ihr könntet ins Aufnahmestudio damit?

Artie:
Wir haben drei neue Tracks mit diesem Lineup fertiggestellt. Den ersten davon, HEAVY IS THE HEAD, haben wir im September auf verschiedenen Streaming-Portalen herausgebracht und ein Video dazu auf YouTube veröffentlicht. LOCK AND LOAD kommt demnächst heraus und der dritte ist für Anfang nächsten Jahres geplant.

MCR:
Entsteht aus diesen drei Songs mittelfristig ein weiteres Album, ist das die Basis, der Anfang?

Artie:
Es ist ein Anfang…wegen COVID war hier alles geschlossen, somit konnte ich nicht zur Arbeit und war sehr viel zu Hause. Neben dem üblichen Kram am Haus hatte ich viel Zeit zu schreiben, Riffs aufzunehmen, Ideen umzusetzen – es gibt also jede Menge Basismaterial, das wir ausarbeiten können. Erst letzte Woche waren Gabby und ich im Proberaum zusammen, er hat mir sein Material gezeigt, die anderen Jungs kamen mit ihren Sachen dazu und wir haben damit begonnen alles zu sichten und durchzuchecken. Wir benötigen nicht viel Zeit um gemeinsam aus einer guten Basis heraus einen noch besseren Song zu kreieren.

MCR:
Das heißt eure Songs entstehen in Teamwork und jeder bringt seine Ideen ein… es ist also nicht so, dass beispielsweise nur einer für die Texte verantwortlich ist?

Artie:
Ich schreibe die meisten Riffs, zeige sie den Jungs, alle „geben ihren Senf dazu“ und hinterlassen ihren „Fingerabdruck“. Oddie ist sehr gut darin, Struktur in einen Song zu bringen – hier noch ein Riff oder eine Harmonie, hier noch ein weiterer Gitarrenpart – er hört solche Dinge. Gabby ist hervorragend in der Ausarbeitung und Detaillierung von Riffs – anderer Sound, verschiedene Tonlagen etc. Ich schreibe aktuell alle Texte, das hat sich für den Moment einfach so ergeben, aber auch das wird sich mit der Zeit ändern und weiterentwickeln. Je länger wir zusammenarbeiten, je mehr wir zusammenspielen desto mehr Input kommt von allen dazu. Oddie schickt mir Riffs, ich schreibe basierend darauf Songs dazu…jeder fügt sein spezielles „Aroma“ hinzu…

MCR:
Jeder bringt seine eigene „Würze“ ein…

Artie:
Yep…jeder „würzt“ nach seinem Geschmack und so entsteht ein neuer Track. Wir sind nicht die einzigartigste Band der Welt, aber wenn Du eins unserer Stücke hörst weißt du, dass es von uns ist. Kenny hat eine großartige Stimme mit einer riesigen Range, wir singen oft zusammen. Je mehr von allen mit einfließt desto mehr wird es „unser Song“. Es darf aber auch nicht zu viel sein…

MCR:
Die richtige Mischung macht’s…

Artie:
Yep…die richtige Mischung macht’s und es entsteht unser eigenes Ding, das macht uns aus…was meinst du dazu Gabby?

MCR:
Hol ihn mit ins Boot…

Gabby:
Ich kann allem was du gesagt hast zustimmen…du bist die treibende Kraft mit deinen Kompositionen und lieferst so die Basis, jeder von uns „fügt seinen Gang zum Menü hinzu“ und daraus entsteht unser eigener Sound. Darren hat seinen eigenen „Drum-Style“ und vieles was er macht, z.B. ein „Double-Kick“ oder „Füller“ an den richtigen Stellen, trägt entscheidend zur Entstehung des Songs bei. Oddie und ich, so wie Artie sagte, arbeiten die Feinheiten der Riffs aus, es kommen Kennys Gesangspassagen dazu und so entsteht ein „Gesamtpaket“ aus vielen Einzelkomponenten, die am Ende wie aus einem Guss klingen…

MCR:  
Manchmal ist es wirklich nur eine „Kleinigkeit“ die den Song ausmacht…

Gabby:
Ja, richtig…aber das gibt oftmals der ganzen Komposition die Tiefe…

MCR:
Du hast das Video, das ihr demnächst veröffentlichen werdet, erwähnt…ich durfte es bereits sehen – ein tolles Video, großartiger Text, gefällt mir sehr gut…geradeaus auf den Punkt. Was kannst du uns zum Song und speziell, als Verfasser, zum Text sagen?

Artie:
Gabby wohnt in Manhatten, ich lebe auf Long Island in Queens, nicht weit von der Innenstadt New Yorks. Die Tatsache wegen COVID zu Hause festzusitzen war schon hart genug für alle, dann passierte das mit George Floyd und die ganze Welt, und speziell Amerika sagte „WHAT!?“. Ich weiß, dass es weltweit Demonstrationen und Proteste wegen dieses Vorfalls gab. Wir sitzen hier mittendrin. Während dieser Zeit war die Situation mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr schwierig und auch nicht ungefährlich in Bezug auf Ansteckungsgefahr, also ist Gabby zu den Proben mit mir im Auto gefahren. Ich habe ihn am frühen Nachmittag abgeholt und bevor es dunkel wurde zurückgebracht. Wir haben demzufolge einiges mitbekommen und gesehen, was aus unterschiedlichen Gründen in diesem Moment los war. Ich habe dabei festgestellt, dass anstatt einer sachlichen Diskussion und Auseinandersetzung über das Thema, im Grunde zwei Lager entstanden sind. Jeder war automatisch entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. Und du weißt ja, die Medien lieben es, solche Dinge dann auch noch richtig zu pushen. Je weiter sie so die unterschiedlichen „Parteien“ auseinanderbringen, je aggressiver das alles wird, desto mehr Leute „schalten ein“. Hier ein Feuer, da mutwillige Zerstörung, tätliche Auseinandersetzungen, Randalierer und Unruhestifter trugen das ihre dazu bei. Wir machen keine Schuldzuweisungen oder ähnliches, wir haben damit nichts zu tun, wir sind auf keiner Seite. Der Song erzählt eine bestimmte Geschichte. Eine Geschichte darüber, wie aus einer Bewegung für eine ursprünglich gute Sache eine Spaltung in zwei Lager entstanden ist, Menschen überall im Land zu den Waffen gegriffen haben und Dinge aus dem Ruder liefen. Der Text bezieht sich also nicht speziell auf diese eine Sache, sondern vielmehr generell auf solche und ähnliche Situationen, wie sie überall auf der Welt passieren. Ich habe sehr darauf geachtet, dass das, was ich sagen will nicht „einseitig“ rüberkommt und bewusst versucht, alle Aspekte zu berücksichtigen wie z.B. die Angst vieler Amerikaner, dass ihnen die Waffen weggenommen werden und vor dem, was jetzt noch alles auf sie zukommen könnte.

MCR:
Dieses Ziel hast du in jedem Fall erreicht…ich habe mich natürlich auch mit dem Text befasst – für mich sehr klar, geradeaus und auch aggressiv verfasst. Die Erfahrung zeigt, dass man auf diese Art und Weise eher Aufmerksamkeit erreicht, weil die Leute aufhorchen, nach dem Motto „was ist das, was singt der Kerl da…“. Für mich ist es ein hervorragendes Stück und wie schon erwähnt, hast du erreicht, dass die Leute aufhorchen. Auf der ganzen Welt passieren solche Dinge und wir müssen irgendwie damit umgehen…ich weiß nicht warum es offensichtlich so schwierig ist, friedlich nebeneinander zu leben und jeden einfach „sein Ding“ machen zu lassen…

Artie:
Als ich den Song geschrieben habe war ich nicht wirklich auf diesen speziellen Vorfall fokussiert. Wenn ich schreibe kommen die Dinge einfach aus mir heraus. Wir hatten einen musikalisch großartigen Song am Start. Darren hat einen tollen Job gemacht, Oddie ist immer großartig, die Gitarrenparts sind cool, Gabby spielt ein Solo, ich spiele ein Solo. Ich wollte einfach, dass Gabbys Fähigkeiten mehr in den Vordergrund treten und er einfach auch den Fans zeigen kann, dass er in der Band ist und über riesiges Talent und Potential verfügt. Die Melodie war da, der Text kam dazu und alles zusammen ergab einen tollen Song. Mir war es sehr wichtig, keine falsche Message rüberzubringen. Wir sind keine politische Band, wir erzählen Geschichten aus dem richtigen Leben. Wir ergreifen nicht Partei, stehen auf keiner Seite – unser Leben dreht sich um Musik und um Familie, unsere musikalische Familie. Wir kümmern uns umeinander, passen aufeinander auf, unterstützen uns gegenseitig wenn’s Probleme gibt, das ist das wichtigste. Es war nicht die Intention ein Statement abzugeben, dieser vermeintliche Bezug kam eher zufällig zu Stande.

MCR:
Manche Sachen passieren einfach ohne dass man groß Einfluss darauf hat…Gabby – ihr beide habt vor DYE schon zusammengespielt, wie lange kennt ihr euch bzw. euren Stil bereits?

Gabby:
Es fing Anfang 2017 an, wir haben viele Shows zusammen gemacht, waren oft gemeinsam auf Tour, haben irgendwann sogar zusammengewohnt, gemeinsam geprobt, das war wirklich cool. Es hat sehr schnell funktioniert, wir haben gut miteinander harmoniert. Ich kann mich noch an einen Auftritt in Los Angeles erinnern – wir waren gerade mal ein paar Monate zusammen – bei dem uns eine Frau aus dem Publikum angesprochen hat. Selbst auch Musikerin sagte sie zu uns, dass wir zusammen „orchestral“ klingen, was bedeutet, dass wir zwar unterschiedlich klingen, es zusammen aber stimmig und kompakt klingt. Über die Zeit hat sich so etwas wie eine „telepathische Verbindung“ zwischen uns entwickelt. Auf der Bühne, wo jeder „in seiner Ecke steht“, reicht Augenkontakt und wir beide wissen, was der andere denkt oder vorhat. Und jetzt, wo wir in der gleichen Band gemeinsame Kompositionen performen, ist es noch viel besser. Wir haben noch mehr Spaß, weil wir uns auch auf kreativer Ebene blind verstehen.

MCR:
Das ist für mich genau der Punkt – ich denke, auch für die Band insgesamt ist es großartig zwei Gitarristen zu haben, die sich blind verstehen, denn am Ende des Tages steht meist ein geiles Ergebnis. Sehr cool…Ihr spielt und probt jetzt mit dem aktuellen Lineup seit 1 ½ Jahren?

Gabby:
Nein, nein…ich kam erst am Ende dieses Frühlings, irgendwann im Mai zur Band…

Artie:
Richtig, ich glaube wir gingen Anfang/Mitte Juni das erste Mal gemeinsam ins Studio. Mit Oddie spiele ich seit Ewigkeiten zusammen, Kenny war jahrelang in anderen Bands, mit Gabby und Darren erst seit Mai. Im Juni haben wir dann die drei Songs aufgenommen…

MCR:
Das ist wirklich sehr beeindruckend…

Artie:
Wir verschwenden keine Zeit…

Gabby:
Ich habe sehr viele Sessions unterschiedlichster Musikrichtungen in meinem Leben gemacht, aber diese Aufnahmesession war wirklich außergewöhnlich gut. Die Energie schäumte geradezu über und wir waren alle von Anfang an auf derselben Wellenlänge…

Artie:
Die Aufnahmen machte John Iadevaio, der auch unsere EP und das erste Album für uns aufgenommen hat. Wir kennen uns ebenfalls schon sehr lange, sind in der Nachbarschaft aufgewachsen. Er macht es uns im Studio wirklich sehr angenehm. Wir haben viel Spaß miteinander, verarschen uns gegenseitig und lachen sehr viel. Er will logischerweise, wie wir auch, den besten Sound – ein bisschen „ziehen hier und schieben da“, aber so bekommst du am Ende das Ergebnis, das du haben willst…

MCR:
Ich denke auch, es ist weitaus besser Spaß zu haben als mit „todernster versteinerter Miene“ herumzulaufen…bei allem was man tut sollte zumindest ein bisschen Spaß dabei sein…

Artie:
Genau darum geht’s – Spaß zu haben…

MCR:
Alle Bandmitglieder sind aus der New Yorker Gegend, leben schon immer da…heißt das ihr kennt euch alle schon seit eurer Kindheit?

Artie:
Nicht ganz…ich habe mir früher als Zeitungsjunge ein paar Kröten verdient und Oddies Haus lag auf meiner Strecke. Seine Geschwister haben mich immer, wenn ich aufgetaucht bin, auf ein Sodawasser und Kekse eingeladen, das war echt cool. Später, als wir beide ein paar Jahre älter waren, sind wir uns wieder über den Weg gelaufen. Er war genauso wie ich in der lokalen Metal-Szene unterwegs. Ich war ein „aufstrebender“ Musiker und die Jungs haben mich unter ihre Fittiche genommen. Sie haben aufgepasst, dass ich nicht „unter die Räder komme“ und mich mit der Szene vertraut gemacht. Oddie und ich kannten uns also, Kenny ist mir seit mehr als zwanzig Jahren bekannt, weil er schon so lange in unterschiedlichen Bands der lokalen Musikszene unterwegs war und durch seine Band BONESMITH, in der er zusammen mit Erric Bonesmith war…kennst Du Erric Bonesmith von der Band KILLCODE?

MCR:
Ja, ich kenne Erric…

Artie:
Mit ihm war Kenny bei BONESMITH. Und Darren – wir haben etwa vor einem Jahr erstmals darüber gesprochen, eine Show auf die Beine zu stellen, da war er noch mit KOROTORY unterwegs. Im Frühling dieses Jahres ergab sich dann ein weiteres Gespräch, als er sein Interesse bekundete bei DYE einzusteigen. Er hat die richtige Einstellung, ist sehr versiert im Umgang mit Social Media und unterstützt mich sehr auch auf diesem Gebiet. Wir vergeben zwar manche Sachen, wenn wir etwas veröffentlichen, den größten Teil machen wir allerdings selbst. Wir lernen dazu, vor allem jetzt, wo einfach viele Dinge anders laufen als früher. Du kannst nicht mehr einfach so bei einer Plattenfirma anheuern und die erledigen alles für dich. Im Hinblick auf ein weiteres Album wäre es natürlich wünschenswert, ein Label hinter sich zu haben, einfach um eine gewisse finanzielle Sicherheit zu haben und kompetente Unterstützung bei Promotion und Vertrieb…

MCR:
Das würde sicherlich einiges einfacher machen…

Artie:
Ja, auch in Bezug auf Auftritte in Europa, Südamerika und andernorts außerhalb Amerikas, wir haben auch da bereits eine kleine feine Fanbase.

MCR:
Daran habe ich keine Zweifel…das wäre großartig, leider weiß niemand, wann das wieder möglich sein wird. Es macht mir ein bisschen zu schaffen, wenn ich beispielsweise an letztes Jahr denke. Ich im Olympiastadion in München bei einer Show von DEF LEPPARD gemeinsam mit BON JOVI. Es waren 70.000 Fans dabei – wenn ich mir überlege, dass ich so etwas eventuell nicht mehr erleben werde, macht mir das schon zu schaffen. Ich bin seit rund 40 Jahren Fan von DEF LEPPARD, eine meiner absoluten Lieblingsbands. Ich habe sie 16 mal live gesehen, letzten Sommer 2 mal in drei Tagen…leider machten sie nur 3 Shows in Deutschland. Wenn 70.000 Fans in einem vollen Stadion den Refrain anstimmen, zerreißt dir deine Gänsehaut das gerade gekaufte Konzert-Shirt. Tja, wir können leider nur hoffen und abwarten. Wie ist das eigentlich im Moment mit Aufnahmen, sind überhaupt Studios geöffnet, ist es möglich Aufnahmen zu machen?

Artie:
Du meinst Aufnahmestudios? John hat bei sich zu Hause ein Aufnahmestudio eingerichtet, aber auch andere Studios haben geöffnet, wir können also jederzeit was machen. Wir haben zum Glück unseren eigenen Proberaum, in dem wir ein- und ausgehen können, wie es uns in den Kram passt. Das ist wirklich sehr hilfreich, vor allem bei fünf Leuten mit unterschiedlichen Terminplänen, manche von uns haben Familie, die natürlich auch ihr Recht verlangt. Wir können also jederzeit Aufnahmen machen, so wie es der Terminkalender zulässt, planen aber dennoch aktuell etwas Neues…

MCR:
Ich gehe mal davon aus, dass ihr aktuell an neuem Material arbeitet bzw. das sowieso ein fortlaufender Prozess ist, oder!?

Artie:
Ja, ja…ich arbeite eigentlich permanent an irgendwelchen Songs, Gabby tüftelt auch immer an Ideen für neue Songs…

MCR:
Du machst also auch dein eigenes Ding, Gabby?

Gabby:
Ja, eigentlich arbeite ich ständig an Material, an Ideen für Songs. Ich spiele außerdem Flamenco und klassische Gitarre, mache Sachen mit der Akustikgitarre, ganz viele unterschiedliche Geschichten…

MCR:
Du hast also eine klassische Musikausbildung?

Gabby:
Ja richtig, ich habe klassische Musik studiert. Meine Eltern haben das schon sehr früh gefördert und unterstützt, ich habe damit schon als kleiner Junge angefangen. Später habe ich dann, wie gesagt, klassische Musik studiert. Ich kann also auch ganz klassisch Noten lesen, Noten schreiben und vom Blatt spielen…

MCR:
Beeindruckend und das meine ich ehrlich…ich habe als junger Typ mal drei Jahre lang verzweifelt versucht, mir das Gitarre spielen selbst autodidaktisch beizubringen. Der Plan war, Rockstar zu werden, aber wie ihr seht, hat dieser Plan offensichtlich nicht funktioniert…

Gabby:
Hast du gesagt, du hast klassische Gitarre studiert?

MCR:
Nein, nein…ich habe gesagt, dass ich mir das Gitarre spielen selbst beibringen wollte. Ich kann allerdings nicht eine Note lesen, hab’s mit Grifftabellen versucht…

Gabby:
Ich merke du bist motiviert und engagiert – üben, üben, üben…

Artie:
Juergen, ich kann auch keine Noten lesen, ich habe davon keine Ahnung…

Gabby:
Du musst nicht Noten lesen können…

Artie:
Ich höre die Musik, habe nur gelernt wie man auf der Gitarre spielt. Wenn ich etwas mache, weiß Gabby in der Regel, was ich vorhabe, er sieht sich meine Griffe an und kann mir sagen ob ich in der richtigen Tonlage bin…

MCR:
Ihr habt also unterschiedliche Herangehensweisen…du, Gabby, kannst deine Sachen „aufschreiben“ und du, Artie, nimmst es entweder auf oder hast es einfach in deinem Kopf!?

Gabby:
Wir sollten damit anfangen unsere Songs aufzuschreiben…

Artie:
Egal, ich kann’s sowieso weder schreiben noch lesen…

Gabby:
Ich habe eine gute Software, du kannst es mit Stift oder Maus machen, ist auf jeden Fall besser als es zuerst zu spielen und aufzunehmen, um danach die Fehler zu korrigieren und das fertige Notenblatt, auszudrucken…

MCR:
Ich bin weit davon entfernt in der Lage zu sein, es zu beurteilen, ob die eine oder die andere Methode die bessere oder richtige ist. Ich kenne sowohl einige sehr gute Gitarristen, die, wie Gabby, Noten lesen und schreiben können, als auch solche, die es nicht können. Ich bin der Meinung, dass das wichtigste ist, dass du dein Instrument und das, was du damit tust liebst. Wenn ich euch richtig verstanden habe, ist der Plan für die nähere Zukunft, so bald wie möglich nach Europa zu kommen und aufzutreten, denn so wie ich das sehe, seid ihr in erster Linie eine „Tour-Band“. Normalerweise läuft es ja so, dass du ein Album veröffentlichst und anschließend auf Tour gehst, auftrittst und dein neues Werk unter die Leute bringst. Im Moment ist das nur sehr begrenzt, wenn überhaupt, möglich. Ich schätze ihr hattet bisher noch nicht die Gelegenheit gemeinsam aufzutreten, oder!?

Artie:
Nein, bis dato noch nicht, aber wir sehen uns trotzdem in erster Linie als Live-Band. Wir versuchen das im Proberaum und bei den Aufnahmen zu kompensieren, die Aufnahme-Sessions laufen auch immer großartig, aber, wie gesagt, wir sind eine Live-Band. Unser Ziel ist es, eine der besten Live-Bands da draußen zu werden und zu bleiben. Um das zu erreichen, brauchst du Auftritte. Wir proben zwar sehr oft und intensiv, aber vor Publikum zu spielen ist nochmal etwas ganz anderes. Nun, es wird passieren wenn’s passiert, wir haben darauf keinen Einfluss. Wir können nur weitermachen wie bisher, das heißt proben, Songs schreiben und eventuell ein neues Album zusammenstellen. Ob Auftritte ab Winter oder Frühling wieder möglich sind weiß niemand, wir können uns nur immer wieder pushen und dranbleiben um, wenn’s wieder losgeht, bereit zu sein. Eventuell können wir die ersten Shows in der New Yorker Gegend, Philly, Boston – einfach überall da, wo es eben möglich ist, machen. Und hoffentlich, mit den richtigen Kontakten und der Unterstützung der richtigen Leute, bekommen wir die Möglichkeit, in Europa aufzutreten…

MCR:
Verstehe, das ist eben von vielen Faktoren abhängig. Man braucht das nötige Quentchen Glück um mit den richtigen Leute in Kontakt zu kommen, Leute die die entsprechenden Türen öffnen können. Bei MCR unterstützen wir hauptsächlich Bands die kein Label im Rücken haben, aus jeder Ecke dieser Welt, beispielsweise aus Russland, Indien, Japan – eben aus der ganzen Welt. Es gibt so viele hervorragende Talente da draußen, aber das Problem ist ganz einfach, dass es keiner mitbekommt, weil sie einfach keine Möglichkeit haben, ihr Material, ihre Songs den Fans zugänglich zu machen. Einige der großen etablierten Bands sind satt, müde und faul geworden, spielen ihre längst vergangenen Erfolge jahrzehntelang in einer Endlosschleife. Ich bin mittlerweile viel zu alt. um ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich sage meistens einfach gerade heraus, was ich mir denke. Mein Paradebeispiel für solche Bands sind die SCORPIONS…ich habe die Nase voll von dieser Band, die seit gefühlt 15 Jahren auf Abschiedstournee ist. Wenn ich das Pfeifen, das Intro zu diesem unsäglichen Mainstreamsong WINDS OF CHANGE höre, muss ich den Kanal wechseln. Es macht mich verrückt, sobald ich das Pfeifen höre ist bei mir Ende…

Gabby:
Aber viele solcher Bands spielen ihre alten Klassiker, weil die Fans sie hören wollen… ich meine damit Bands, die seit 20 oder mehr Jahren unterwegs sind. Viele Fans interessieren sich gar nicht für ihre neuen Sachen, vielleicht der eine oder andere, aber die meisten wollen die Klassiker hören…

MCR:
Ich stimme dir zu, vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt. Mit Bands, die es immer noch draufhaben, habe ich kein Problem. Aber – du hast ein Ticket gekauft, das in der Regel nicht billig war, denn die „Helden vergangener Tage“ haben meist auch noch fürstliche Gagen. Und dann reicht es gerade mal noch für 50 Minuten Show netto, du hast 150 Dollar ausgegeben, um Keith Richards dabei zuzusehen, wie er sich bei jedem dritten Griff verspielt und fast jeden Song in der falschen Tonlage anspielt – nein. Ich sehe mir lieber Bands, wie ihr eine seid, an. Am besten wie bei den MONSTERS OF ROCK Festivals in den 80ern, 1 Tag, 8 Bands am Stück.

Gabby:
Chuck Berry hat Keith Richards oftmals das Leben schwer gemacht und ihn auch regelmäßig angebrüllt…

Artie:
Lustige Geschichte…ich glaube, was du sagen willst ist, so verstehe ich das, dass sie für ihre Songs immer wieder die gleiche Formel benutzen und immer wieder das gleiche Album herausbringen. Ich kenne nur eine Band bei der das funktioniert hat – AC/DC, aber das ist okay so, sie klingen gut so, das ist genau ihr Sound. Wir wollten nie Songs schreiben, die sich alle gleich anhören. Wenn du dir unser Album KILL THE OUTSIDE anhörst, wirst du feststellen, dass kein Song dem anderen gleicht. Da gibt’s keine Formel. Wir schreiben ein Riff und das ist die Basis, aus der sich der Song entwickelt. Wo uns die Reise hinführt weiß keiner, und wenn wir damit klarkommen, stoppen wir, drehen um und gehen in eine andere Richtung. Dass sich jeder in jeden Song einbringt, erzeugt automatisch eine riesige Vielfalt innerhalb der Band, das lässt es gar nicht zu, dass es einseitig oder langweilig wird. Genau das ist aber gleichzeitig auch das aufregende am Songschreiben, wir wissen nie wo wir landen werden. Mit Gabbys Fähigkeiten, seiner Art zu schreiben, seiner Handschrift kann er einem Song eine komplett andere Richtung geben. Unser Ziel war es immer, nie zwei gleiche Tracks zu schreiben und in dieses Muster zu verfallen, immer wieder das gleiche Album herauszubringen. Ich habe das bei einigen etablierten Metal Bands erlebt, die einen „Killer Akkord“ haben und den zu Tode „shredden“. Ich kann hier nicht für andere sprechen, ich verurteile hier auch niemanden. Ich bewundere was sie gemacht haben, ihre Verdienste und ihre lange Geschichte. Das ist etwas, auf das wir auch irgendwann einmal gern zurückblicken möchten. Für uns kann ich sagen, und ich glaube da spreche ich für alle Bandmitglieder, wir wollen es anders machen, wir geben in jeden Song eine andere Erfahrung, bauen um all diese verschiedenen kleinen Erfahrungen herum, kreieren eine geile Live-Show…

MCR:
Ich denke das macht es auch viel spannender. Was ich meine ist, dass es aufregender ist, wenn man nicht in einer Richtung oder einem Stil festhängt…ich bin absolut deiner Meinung…

Gabby:
„Cookie Cutter“ sagen wir im Englischen, stets die gleiche Form und die wird immer und immer wieder ausgestanzt, ein Cookie gleicht dem anderen…jedes Album gleicht dem anderen, jeder Song gleicht dem anderen, immer wieder dasselbe…nichts neues – ohne was neues wird’s langweilig…

MCR:
Ja, du hast einen Basissong und jeder neue Song ist eine Variante dieser Nummer…

Gabby:
Da geht’s dann nur mehr um’s Geschäft und das war’s…

MCR:
Sobald du liefern musst und eine bestimmte Richtung erfolgreich ist, gefällt das natürlich den Leuten, die nicht so ticken wie wir und nur an Kohle interessiert sind…kommerziell ist das sicher erfolgreich. Ich kenne außer AC/DC nur noch eine Band, bei der das geklappt hat – STATUS QUO…ich weiß nicht ob ihr die kennt, eine britische Band…kennt ihr nicht?

Gabby:
Wie war der Name?

MCR:
STATUS QUO – ihr kennt vielleicht den Song ROCKIN‘ ALL OVER THE WORLD, das war wohl ihr größter Erfolg, ich weiß allerdings nicht, ob er es über den Ozean zu euch geschafft hat…

Artie:
Ich wette, wenn ich ihn höre, erkenne ich ihn…

MCR:
In Europa hat man sie die „3-Chord-Band genannt“, weil sie nicht mehr im Repertoire hatten, aber es hat funktioniert. Wenn du ein Ticket gekauft hast, wusstest du, was dich erwartet…

Artie:
Gabby und ich haben unsere Erfahrungen mit solchen „3-Chord-Bands“ gemacht und wollten definitiv etwas anderes… wir wollten aus diesem Riff-Scrabble raus, du weißt schon – du hast fünf Riffs, die du einfach nur immer wieder neu durchwürfelst und das wars, wir wollen uns wirklich weiterentwickeln…

Gabby:
Das wäre dann mein Job…Musik-Scrabble – du wirfst fünfmal den gleichen Akkord in einen Becher, mischst und machst das gleiche wieder…

MCR:
Und stellst sie nur in anderer Reihenfolge auf…ich denke das sollte nicht das Ziel sein. Wenn du nur in eine Richtung schreibst und nichts Neues ausprobierst, wird’s nicht nur langweilig, du bleibst auch stehen, entwickelst dich nicht mehr weiter…

Gabby:
Ich habe unterschiedliche Setups zu Hause, höre Musik aus unterschiedlichen Richtungen. Manchmal habe ich zehn unterschiedliche Sequenzen und man könnte denken, das sind dann auch zehn verschiedene Songs, es ist aber in Wirklichkeit alles der gleiche Song, denn der Song entsteht aus der richtigen Kombination und Mischung…

MCR:
Es ist so wie es ist und natürlich gibt es auch noch genug wirklich geile ältere Bands…Ich schau nur mal kurz auf meine Notizen, ob ich nichts vergessen habe…ich kann mir ja keine drei Sachen merken, aber so wie es aussieht, haben wir über alles gesprochen…dann bedanke ich mich noch einmal bei euch für eure Zeit und übergebe, wie immer am Ende meiner Interviews, das Schlusswort an meine Gäste…wollt ihr noch etwas loswerden, vielleicht an eure zukünftige neue Fanbase in Europa?

Gabby:
Ich kann es nicht erwarten, endlich wieder auf Tour zu gehen und zurück nach Europa zu kommen. Es macht immer riesig Spaß, speziell in Deutschland…jede Menge großartige Shows, bei denen wir aufgetreten sind…viele großartige Fans, auch wenn sich das jetzt etwas pauschal anhört. Ich kann’s nicht erwarten bis dieser „Lockdown“ endlich vorbei ist und wir zurückkommen können… auch um uns als Live-Band weiterzuentwickeln, bei jedem Auftritt, auf jeder Tour…

MCR:
Ja, Metal Fans in Deutschland sind großartige Typen, sehen nur ein bisschen anders aus…niemand wirft etwas auf die Bühne, nur weil ihm der Stil der Band nicht zusagt, dann geht er eben an die Bar und „trinkt sich einen“, darauf kannst du dich verlassen…wenn sie dich jedoch ins Herz geschlossen haben, ist es die ewige Liebe…

Artie:
Metal Fans sind die besten Fans der Welt…ich weiß das, weil ich einer von ihnen bin. Ich spiele in einer Band und stehe auf der Bühne, wenn ich bei einem Konzert bin, bin ich als Fan da. Ich weiß worum es geht. Ich kenne beide Seiten und das ist cool. Ich bin immer noch ein Fan, gehe zu Shows, wenn ich die Zeit habe. Dadurch, dass ich beide Seiten kenne, weiß ich, wie viel es den Fans bedeutet, aber auch wieviel Arbeit wir investieren müssen, um ein Level zu erreichen, das alle zufriedenstellt. Wir wollen eine authentische, ehrliche Band sein…wir machen niemandem etwas vor, stehen nicht auf der Bühne um cool auszusehen oder weil wir irgendein Mädchen abschleppen wollen. Wir wollen, dass die Leute nach unseren Auftritten die Halle mit einem Gefühl verlassen wie ich damals 1992, nach einer PANTERA-Show…ich war überwältigt, nicht weil diese Jungs auf der Bühne irgendwelche eingebildeten, aufgeblasenen Typen waren, die glauben ihre Sch….e stinkt nicht, sondern weil sie „Arbeiter“ sind. Es geht um die Musik, um Kameradschaft, die Fans. Ich habe immer etwas Schwierigkeiten damit, das Wort Fan zu benutzen…

MCR:
Du bist ein Teil davon…

Artie:
…richtig, weil ich einer von ihnen bin, ich habe nie „zweigleisig“ gedacht. Du baust dir eine Fanbase auf und du musst dich darum kümmern. Wir sind eine nahbare Band, wir wollen Leute treffen, mit ihnen sprechen. Ich habe das so oft erlebt, als ich mit Gabby zum ersten Mal in Europa war. Ich bin auf die Leute zugegangen, habe mit ihnen gesprochen. Es war und ist immer eine freundliche Atmosphäre egal wo in Europa, die Leute sind immer freundlich, sie sind da wegen der Musik, wegen dem was „abgeht“.

MCR:
Es ist eine ehrliche Szene, eine ehrliche, geradlinige Community…

Artie:
Nicht nur das, es ist eine Bewegung, es ist wirklich cool und inspiriert mich jeden Tag. Ich pushe mich selbst immer wieder…ich muss mich gewaltig pushen, seit ich mit Gabby in einer Band bin, damit ich nicht doof dastehe…

MCR:
Nochmal zu den SCORPIONS…es bricht mir das Herz. Mein allererstes Konzert, so etwa im Alter von 15 Jahren, waren 1979 die SCORPIONS auf ihrer LOVEDRIVE Tour. Für mich ein großartiges Album, davor hatten sie ein Live-Album herausgebracht, aufgenommen in Japan – TOKYO TAPES. Meiner Meinung nach eines der besten Live-Alben aller Zeiten. Zu dieser Zeit machten sie „ehrliche“ Musik, großartige Musik, großartiges Lineup. Das blieb dann auch für die nächsten etwa 10 – 12 Jahre so und dann, warum auch immer… aber das ist lediglich meine persönliche Meinung, versteht mich nicht falsch, ich möchte hier keinem SCORPIONS Fan zu nahetreten, davon bin ich weit entfernt. Wie gesagt, meine subjektive, persönliche Meinung. So sehe ich es und es bricht mir wirklich das Herz, weil dieses spezielle Konzert sehr tief in meiner Erinnerung verankert ist…

Gabby:
Die SCORPIONS aus deiner Teenager-Zeit waren andere als heute, du musst dich nicht zurückhalten, ist schon okay…ich muss mir mal ihre neueren Sachen anhören, ich kenne ihre letzten Veröffentlichungen nicht wirklich gut genug…

MCR:
Ehrlich gesagt habe ich ihr Schaffen nicht mehr weiterverfolgt…ich muss es einfach nochmal sagen – ich glaube sie sind mindestens seit 12 Jahren auf Abschiedstour. Der erste Bruch ging für mich durch die Band, als sie sich von Michael Schenker getrennt haben. Michael Schenker war mit der führende Kopf, er hat etwa die Hälfte der Songs auf dem LOVEDRIVE Album geschrieben und ist ein verdammt großartiger Gitarrist. Ich denke, ich habe ihn so ziemlich mit jeder Band, bei der er danach gespielt hat, gesehen…MICHAEL SCHENKER GROUP, MCAULEY SCHENKER GROUP, MICHAEL SCHENKER FEST, als er bei UFO war, er ist einfach ein brillanter Gitarrist…

Artie:
Oh ja, er hat so viele Leute inspiriert. Ich höre diesen Namen immer wieder, wenn sich Gitarristen über das Thema unterhalten, fällt regelmäßig sein Name…

MCR:
Und er ist nach wie vor großartig, müsste jetzt so um die Mitte 60 sein. Das letzte Mal habe ich ihn vor ca. 4 Jahren live gesehen, da war er Anfang 60 und immer noch ein Wahnsinnsgitarrist, einfach großartig. Er spielt Riffs, da bin ich wieder bei der Gänsehaut, die einem das Shirt zerreißt. Du stehst vor der Bühne und denkst einfach nur WOW, wie macht der das. Tja, es ist wie’s ist. Gut, jetzt bin ich doch noch etwas abgeschweift, aber ich denke das ist okay. Nochmals Danke für eure Zeit, es war großartig. Ich hoffe, bald mehr von euch zu hören und bin wirklich sehr gespannt. Ich freue mich auf die Veröffentlichung eures Videos, werde in jedem Fall alles bisherige von euch checken. Ich bin davon überzeugt, dass von euch noch geiles Zeug kommen wird. Danke für das offene, ehrliche Gespräch und dass ihr uns einen Einblick gegeben habt…

Artie:
Jederzeit Juergen, es war wirklich schön dich „persönlich zu treffen“, nach den ganzen Chats in der letzten Zeit. Wir sind sehr dankbar dafür, dass du dieses Interview mit uns gemacht hast. Wir hoffen, dass das der Beginn einer guten und freundschaftlichen Beziehung mit dir, den Leuten drüben in Europa, in Deutschland und überall dort, wo ihr gehört werdet, ist. Wir planen großes und werden damit nicht aufhören, wir kommen dahin…

MCR:
Ich bin sehr gespannt, freue mich darauf und bin mir sehr sicher, dass wir uns wieder sehen werden…

Gabby:
Ich hoffe wir sehen und bald wieder, wenn wir eine Show in Deutschland spielen…

MCR:
Das hoffe ich auch, wir müssen nur diesen Virus erledigen…wenn das nur so einfach wäre…Danke Jungs

Und damit das Warten auf das neue Video nicht zu lange dauert, hier das letze Musikvideo „Heavy Is The Head“ von den Jungs…
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And so that the waiting for the new video doesn’t take too long, here is the last music video of the guys „Heavy Is The Head“…

Band – Contact:
alexanderartie71@gmail.com

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